Brigitte Waibel

"figura"

Malerei auf Papier und Leinwand

 

05. Mai bis 23. Juni 2023

Auszug aus der Einführungsrede von Vroni Schwegler

 

Zentral ist die Figur, die als imaginierter Körper im Mittelpunkt des Werks steht. Stillleben und Landschaft, beide weit gefasst, tauchen begleitend immer wieder auf. Die Formate sind handlich bis kofferraumgroß.

 

Der Wechsel von der Totale ins Detail erfolgt unvermittelt und wirkt vielleicht gerade deshalb so stark. Zuerst ein ungefährer Farbraum, ein Thema, eine Proportion, die das Blatt gliedert und dann, plötzlich ein Detail, das dem Auge Halt gibt und die Situation präzisiert und aus einer Fläche eine Figur macht.

 

Die Künstlerin fühlt sich angeregt und angezogen vom sogenannten "Wertlosen", dem Gefundenen, das, was Spuren trägt, das was eine eigene Form, Farbe und Textur mitbringt. In Ihren Kompositionen reagiert sie auf die eigenwilligen Formate, betont gerissene Bildränder, bezieht Knicke und Risse in die Gestaltung ein. Sie bearbeitet manchmal das Papier von zwei Seiten und bis an die Auflösung. Zu Ihren Methoden gehören das Abklatschen und Abdrucken von feuchten Flächen und besonders auch das Abkratzen und Freilegen tiefer liegender Farbschichten.

 

Entscheidend für das Gelingen ist das Wechselspiel von Figur und Grund, beides wird lebendig gestaltet. Oft lässt erst der aufgesetzte Hintergrund die Figur hervortreten, die nur mit wenigen Strichen akzentuiert ist und erstaunlich präsent wirken kann.

 

Die Künstlerin verbindet die Tiefe, die aus der langjährigen, beständigen Erfahrung kommt mit der Leichtigkeit und den Überraschungen, die sie den Materialien abringt. Man kann sich diesen Bildern auf vielen Ebenen nähern: über die Motive, den Figuren und Konstellationen, über die Farbräume, die sprechenden Oberflächen oder die offenen Ränder.